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06. Oktober 20

Contribution: Warum der eigene Beitrag ein unverzichtbares Führungsinstrument im New Normal ist

In aktuellen Studien (vgl. z.B. ifo Juli 2020 oder Fraunhofer Juni 2020) wird davon ausgegangen, dass rund 50% aller Unternehmen in Deutschland das Arbeiten im Homeoffice für das New Normal halten. Wie aber führt man unter diesen Bedingungen wirksam?

Wir haben mit unserem Konzept von Collaborative Leadership einen Ansatz entwickelt, der für genau diese Herausforderung passend ist (Seminar Collaborative Leadership). Ein Konzept von Führung, das auf Zusammenarbeit setzt und Führung nicht als die Leistung einer einzelnen Person ansieht. Dabei kommt unter Bedingungen eine Dimension dieses Führungskonzeptes in den Vordergrund, die uns sehr wichtig ist: Den Beitrag jedes Einzelnen für die Führung nutzen. Aber wie geht das?

Die Frage nach dem Sinn der eigenen Arbeit, nach dem Beitrag, den man selbst zum großen Ganzen leistet, steht heute für viele Menschen nicht nur aus der jüngeren Generation an erster Stelle. Führung sorgt dafür, dass der Purpose klar ist und die Leistung jedes Einzelnen zum Ganzen beiträgt - und nicht nur Selbstzweck ist.

Eine Führungskraft muss daher

  • die Vision mit dem Beitrag des Einzelnen verbinden (purpose-driven),
  • Formate zur Beteiligung schaffen,
  • Verantwortung übernehmen und
  • die Balance zwischen dem Beitrag des Einzelnen und dem großen Ganzen finden.

Für viele Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, ist die Frage, wie der Digitalen Transformation zu begegnen ist, die heute alles entscheidende Herausforderung für die Zukunft. An dem Umgang mit dieser Frage, an der Gestaltung des unvermeidlichen Wandels, wird sich die Zukunftsfähigkeit der Organisation erweisen. Aller Unsicherheit, die mit dieser Frage einher geht, zum Trotz: Es zeigt sich, dass diejenigen Unternehmen, die jetzt auf Transparenz und Offenheit setzen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Führungskräfte und Teams mitnehmen auf den Weg durch unsicheres Terrain, besser fahren.

"Make it existential" - dies ist einer der Grundsätze, mit denen Jeffrey R. Immelt als CEO maßgeblich die Restrukturierung des General Electrics-Konzerns verantwortet hat. Für ihn war es entscheidend, dass die Mitarbeitenden die Veränderungen des Unternehmens nicht einfach mitmachen, weil sie müssen, sondern dass jede einzelne Person die Transformation als etwas begreift, das existenziell ist - für das Unternehmen und für sie selbst als Mitarbeitende.

Der Zweck einer Organisation ist der fundamentale Grund, warum sie überhaupt existiert. Der Purpose ist also nicht die Antwort auf die Frage "Was macht ihr?", die sich typischerweise auf Produkte, Dienstleistungen und Kunden konzentriert, sondern die Antwort auf die Frage "Warum ist die Arbeit, die ihr macht, wichtig?". Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten die Arbeit, die sie verrichten, als inspirierend und motivierend empfinden. Denn durch den Purpose einer Organisation ergibt sich ihr Beitrag für die Gesellschaft. Unternehmen existieren, um Gewinn zu machen, aber sie existieren auch, um etwas zu bewegen. Durch ihre Arbeit können Einzelpersonen etwas bewegen und Teil oder Vorreiter einer Idee, eines Zwecks sein.

Die Fähigkeit zur Selbstorganisation und die Frage nach dem Sinn stehen in engem Zusammenhang. Genau hier geraten die Modelle von responsive.org oder Holacracy etc. an ihre Grenzen, denn sie setzen selbstverantwortlich handelnde Menschen voraus. Nur wenn Menschen klar ist, welchen Beitrag sie leisten und welcher Beitrag von ihnen erwartet wird, ist eine Form von Selbstorganisation möglich. Sonst entsteht Chaos. Und dieser Beitrag kann nur zum Teil durch die Führung und die Organisation vermittelt werden, ein anderer Teil muss auch von den Menschen selbst gefunden werden.

Aber wie setze ich diese grundlegende Führungsaufgabe nun ganz praktisch um - noch dazu unter den Bedingungen von Homeoffice?

In vielen Coachings und Gesprächen rund um die Herausforderungen von "remote leadership" in den vergangenen Monaten haben wir herausgefunden, dass es denjenigen Führungskräften gelungen ist, die Produktivität aufrecht zu erhalten, die immer wieder in die oben genannten Elemente von Contribution investieren. Das heißt, es finden virtuelle Runden statt, in denen der gemeinsame Purpose thematisiert und auf die aktuelle Situation angepasst wird. Das heißt auch, dass immer wieder darüber gesprochen wird und wurde, was das Team, der Bereich, das Unternehmen gegenwärtig braucht - und hieran der Fokus ausgerichtet wird. Das heißt nicht zuletzt, dass die Führungskraft mit jedem Teammitglied und in der großen Runde dazu im Gespräch ist, was der Beitrag eines jeden Einzelnen in den nächsten Tagen und Wochen ist. So entsteht strategisches Alignment, das auch unter den Bedingungen von Homeoffice wirksam ist und Selbstorganisation erst sinnvoll möglich macht.

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