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06. Oktober 20

Raus mit euch!

Einsatzfelder für Outdoor-Trainings in der Organisationsentwicklung

"Ich weiß nicht, so klappt das nicht ..." - "Aber - he, das ist eine Idee!" - "Ja, das probieren wir jetzt mal aus!" - "Ich pass hier hinten auf, dass alle gut weiterkommen!" - "Kannst Du mir helfen, das Brett nach vorne zu reichen?"

Auf einer schönen, großen Wiese ist eine Gruppe Managerinnen und Manager damit beschäftigt, Holzklötze und Bretter so aufzulegen, dass sie eine vorgegebene Distanz zurücklegen können, ohne den Boden zu berühren. Es wird intensiv diskutiert und geplant, es werden Fehler gemacht, wieder von vorne begonnen ... Und dann gibt es diesen Moment, in dem sie gemeinsam eine Idee entwickeln, wie es gehen könnte!

Momente des Erkennens und Verstehens wie dieser sind für unsere Arbeit von zentraler Bedeutung. Bei unseren Beratungsprojekten geht es auf unterschiedlichen Ebenen und zu unterschiedlichen Fragestellungen im Kern immer darum, etwas Neues in die Welt zu bringen oder Bestehendes zu verbessern: Umgang mit Veränderungen, innovative Produktideen, neue Formen der Zusammenarbeit, Varianten zu bisherigen Formen der Kommunikation usw.

In der Konzeption und Begleitung dieser Prozesse setzen wir aktiv auf Musterunterbrechung auf verschiedenen Ebenen: Raumwechsel (vermehrt im Freien, statt nur im Seminarraum zu arbeiten), aktives Handeln als wesentliche Ergänzung zu reinen Gedankenexperimenten, konkrete Aufgabenstellungen, die unmittelbare Aktion erfordern, Gespräche und Begegnung in Bewegung (statt nur "von Sessel zu Sessel") ... und wir nutzen die Natur als anregenden Lern- und Erfahrungsraum.

Die Kombination von Bewegung und Handlung im Freien führt fast spielerisch zu überraschenden Erkenntnissen. Bekannte Verhaltens- und Zusammenarbeitsmuster werden rasch und sehr klar sichtbar und damit besprechbar. Meist erleben wir Menschen es auch als angenehmer und fühlen uns wertgeschätzt, wenn wir in unserer ganzen Person (Kognition, Emotion und Körper) angesprochen werden und präsent sein können. Die möglichen Formen der beraterischen Intervention reichen von Teamaufgaben im Hochseilgarten über komplexe, knifflige Arbeitsaufträge bis hin zu ruhigen Sequenzen mit viel Zeit und Raum für persönliche Reflexion. Je nach Anliegen und Zielsetzung wählen wir das geeignete Setting, um Lernen, Entwicklung und Teamkooperation anregend, lustvoll und erkenntnisreich zu gestalten.

Aus der Praxis

So wählen wir z.B. für ein dezentral organisiertes, internationales Team, das die standortübergreifende Kommunikation und Kooperation verbessern möchte ein Setting, das in einer Outdoor-Aufgabe genau diese Herausforderung spiegelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen an verschiedenen Orten und ohne Sichtkontakt mit zur Verfügung gestelltem Material baugleiche Objekte herstellen. Es gibt natürlich Regeln für die Kommunikation und die Abstimmung untereinander. Sehr rasch zeigen sich in dieser Sequenz gut beschreibbar jene Muster, die auch "im echten Leben" wirksam werden - und entweder als hilfreich oder weniger hilfreich beschrieben werden. Auf dieser Erkenntnisbasis können nun neue Wege und Möglichkeiten der Zusammenarbeit erarbeitet werden. Und ganz nebenbei haben alle Spaß daran.

Im Fall der Entwicklung vom Start-up zu einem differenzierteren Unternehmen wählen wir eine andere Intervention, weil sich hier auch die Ausgangslage anders darstellt: Der organisationale Entwicklungsprozess wird von zahlreichen Konflikten begleitet. Das hochengagierte Team hat über lange Zeit persönliche Befindlichkeiten zu Gunsten des Produkterfolges zurückgestellt. Nun drängen diese wieder stärker in den Vordergrund. Schon in den "one-on-one"-Interviews vor den Teamentwicklungs-Tagen wird klar, dass Konfliktklärung ein zentrales Thema sein würde. Nach einem kurzen Input zu Kommunikation und Feedback brechen wir zu einem Feedback-Walk auf. In Zweierteams treffen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nacheinander aufeinander und gehen eine Zeit lang zusammen. Dabei stehen gegenseitiges Feedback und die wesentlichsten Punkte und Wünsche an die zukünftige Kooperation im Vordergrund. Das gemeinsame Gehen durch den Wald, das Gemurmel der anderen, die knapp kalkulierte Zeit unterstützen dabei, fokussiert zu bleiben und sich gemeinsam von vergangenen Schwierigkeiten zu entfernen. Rasch macht sich Erleichterung bemerkbar, es wird gelacht, die letzten Handshakes finden statt. In kurzer Zeit konnte viel aufgestauter Unmut bewältigt und damit wieder Raum für Neues geschaffen werden!

Besonders gut gelungene Seminare mit Outdoor-Elementen zeichnen sich durch folgende Faktoren aus:

  • Die physische Herausforderung bleibt für alle Teilnehmenden im Komfort-Bereich. So kann die vielfältige Anregung durch den Ortswechsel Wirkung zeigen und den Teilnehmenden bleibt genug Energie und Freude für Experimente und neue Ideen.
  • Der Workshop bietet als gut choreographierte Gesamtintervention (Art und Abfolge der Übungen und Anleitungen, Auswahl des Ortes, Einbettung des Workshops in allenfalls bestehende Programme usw.) einen anregenden Rahmen für konkrete Lern- und Entwicklungsaufgaben.
  • Der Aspekt des "Ungestört-Seins" - nur wir als Gruppe hier im Wald, auf der Wiese - bietet Ruhe und damit hohe Fokussierung.
  • Arbeiten im Freien ermöglicht es Kleingruppen, für ihre Arbeitsaufträge den "richtigen Platz" auszuwählen. Das sind dann oft besondere Felsen, ein Bachufer, eine Gruppe Bäume, ein besonderer Blick in die Landschaft. Auch bei Aufstellungs-Arbeiten oder der Vorstellung von Modellen (z.B. zu den Themen Change oder Führung, ...) lässt sich durch die Wahl geeigneter Plätze eine starke Verankerung und damit erste Stabilisierung neuer Muster erzielen. Alle werden sich immer an die Almwiese erinnern, auf der sie nach dem Merger erste Ideen zur Verbesserung der Zusammenarbeit entwickelt haben. Und an die Jause auf der Hütte, bei der sie endlich persönlich mit Kolleginnen und Kollegen reden konnten, die sie bisher nur von virtuellen Meetings kannten.

Fazit

Neben den grundsätzlichen Vorteilen von Outdoor-Interventionen bieten sich diese gerade in aktuellen Zeiten besonders an. Wir rechnen auch in den kommenden Monaten damit, gesundheitliche Präventions-Maßnahmen einhalten zu müssen (Abstand, Maske, möglichst wenig Indoor-Zeit als größere Gruppe). Vieles wurde virtuell erprobt, einiges gelingt auch auf Distanz. Für zahlreiche Themen stellt sich jedoch die persönliche Begegnung als unverzichtbar für nachhaltig erfolgreiches Arbeiten heraus. Dazu zählen wir den Umgang mit Veränderungen und Krisen, auftretende Spannungen im Team oder Entscheidungsprozesse, um einige momentan besonders wirksame Herausforderungen zu nennen.

Vor diesem Hintergrund können wir unsere Kundinnen und Kunden auch während der kommenden Monate in gewohnt hoher Qualität unterstützen - das gerne persönlich und mit viel gemeinsamer Zeit im Freien!

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