Kontakt
logo

28. März 23

Out of the box - Perspektive im Strategieprozess

Ein Plädoyer für die Disziplin des Denkens durch Szenarioarbeit

Erfolgreiche Strategiearbeit basiert auf dem Zusammentragen möglichst vielfältiger Perspektiven und Betrachtungen – z.B. auf bestehende Kernkompetenzen, auf die Marktdynamik, auf Zukunftstrends usw. - um daraus strategische Weichenstellungen ableiten zu können. Das Ziel ist immer, die Ungewissheit der Zukunft in handlungsleitende Gewissheit zu verwandeln.

Wenn wir an Strategien arbeiten, sollten wir uns regelmäßig fragen: "Denken wir radikal genug? Leuchten wir auch unsere blinden Flecken aus oder hängen wir allzusehr an unseren bisherigen Mustern und riskieren so unsere Zukunft?" - Es ist nämlich gar nicht so einfach, sich von seinen Denkgewohnheiten zu befreien und quasi aus dem Stand tragfähige Visionen zu entwickeln. Dabei bietet sich mit der Szenariotechnik eine taugliche Methode hierfür an, die sehr differenziert u.a. von Eckard Minx, ausgearbeitet wurde (Nagel/Wimmer: Systemische Strategieentwicklung. Modelle und Instrumente für Berater und Entscheider, 2014, S. 172ff).

Wir haben als osb international im Rahmen einer unserer Klausuren gemeinsam mit Expert*innen auf Basis dieser Technik mögliche Szenarien für vier verschiedene Branchen erarbeitet. Dabei sind wir zu vielen interessanten inhaltlichen Erkenntnissen gelangt.

Bei der Szenariotechnik geht es bewusst nicht darum, auf der Basis vorhandener Informationen oder Wirtschaftsdaten richtige Bilder der Zukunft vorherzusagen, sondern auf der Grundlage von relevanten Parametern möglichst pointierte alternative Zukunftsszenarien zu entwerfen. Damit wird die Unberechenbarkeit der Zukunft methodisch einbezogen und "out of the box"-Perspektiven rücken in die Aufmerksamkeit.  So kann man sich bereits heute Gedanken machen, wie man in völlig unterschiedlichen und sogar unwahrscheinlich klingenden Situationen als Unternehmen agieren könnte und müsste, um überlebensfähig zu sein. Idealerweise lassen sich auch sogenannte "robuste Strategien" erkennen, die in mehreren Szenarien einen erfolgversprechenden Weg vorzeichnen.

Die Methodik der Szenarioarbeit ist zugegebenermaßen aufwendig, weil sie eine hohe Disziplin des Denkens und die Orientierung an präzisen Fragestellungen erfordert.

Im ersten Schritt geht es um die Sammlung jener Parameter und Einflussfaktoren, die für das Geschäft, in dem man sich befindet, relevant erscheinen. Es kommen je nach Branche ganz unterschiedliche Faktoren zum Tragen.

Im zweiten Schritt wählt man jeweils zwei dieser Einflussfaktoren aus und beschreibt die wesentlichen Ausprägungen als gegensätzliche Pole. So könnte z.B. der Einflussfaktor "internationale Handelsmöglichkeiten" auf der einen Seite "offenen Handel" bedeuten und auf der anderen Seite "restriktive Ein- und Ausfuhrbeschränkungen".

In Schritt drei verschneidet man die Einflussfaktoren, sodass sich mehrere Matrizen aus 4 Feldern ergeben, die jeweils die Hauptcharakteristika der zu beschreibenden Szenarien zeigen.

In Schritt vier wird erarbeitet, wie die Welt sich unter diesen Voraussetzungen jeweils darstellt und welche Konsequenzen dies für die Branche und das Unternehmen haben könnte.

Im letzten Schritt werden dann die strategischen Handlungsoptionen erarbeitet, mit denen das Unternehmen sich unter genau diesen Bedingungen zukunftssicher aufstellen könnte.

Die Szenariotechnik macht es möglich, eine hinreichende „out of the box“-Perspektive in die Strategiearbeit zu integrieren. An allen Stellen des Prozesses sollte man dabei folgendes beachten:

  1. Es geht nicht um die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit mit der Szenarien eintreten, sondern darum, sich auch für wenig wahrscheinliche Möglichkeiten zu rüsten und sich Anregungen für robuste Strategien zu holen.
  2. Szenariotechnik lebt von der Zuspitzung und der Präzision – für gute Resultate ist es notwendig, die Szenarien sehr pointiert und genau auszuarbeiten, mögen sie auch noch so unwahrscheinlich erscheinen.
  3. Szenarioarbeit allein macht noch keine gute Strategie – zur Erarbeitung einer vollständigen Strategie müssen die neuen Optionen in das gesamthafte Zielbild integriert und davon die Konsequenzen für die Weiterentwicklung der Organisation abgeleitet werden. 

Kommen Sie auf uns zu, wenn Sie Lust auf diese Denkherausforderung haben.

Mehr zum Thema

  • 10. Oktober 07 ─ Lesezeit: 1 Min.
    Univ. Prof. Dr. Rudolf Wimmer

    Mehr-Generationen-Familienunternehmen

    Familienunternehmen gelten vielen als altmodisch oder gar als "Auslaufmodelle". Das Gegenteil ist…

  • 02. September 19 ─ Lesezeit: 2 Min.
    Dr. Katrin Glatzel
    Maik Arensmann
    Walter Dietl
    Dr. Heiko Hilse
    Ulrich Zeutschel
    Univ. Prof. Dr. Rudolf Wimmer
    Dr. Alexander Schmidt
    Dr. Christiane Müller

    osb-i Reader 2019 (eBook)

    Führung - Organisation - Veränderung. Seit mehr als 30 Jahren sind das die zentralen Themen, in…

  • 21. Januar 19 ─ Lesezeit: 1 Min.
    Maik Arensmann
    Walter Dietl
    Dr. Katrin Glatzel
    Dr. Tania Lieckweg

    Werkzeugkiste (58) Lean Strategy

    Gute Werkzeuge sind eine wichtige Voraussetzung für erfolgreichen Wandel. Trotzdem hängt das…

  • 19. März 19 ─ Lesezeit: 6 Min.
    Mauritius Lohmer

    Neuausrichtung eines Sicherheitsdienstleisters

    Eine Situation, die wir sicherlich alle schon einmal erlebt haben: ein intensiver Arbeitstag, ein…