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03. Juli 25

Nachhaltigkeit strategisch verankern – Schritt 2 von 4: Status Quo Erhebung

In den bisherigen Beiträgen haben wir das Gesamtmodell unserer Methodik sowie den ersten Schritt unserer Vorgehensweise behandelt: Die Herstellung eines gemeinsamen Verständnisses zur aktuellen Nachhaltigkeitsthematik im (oberen) Management. Diese Grundlage ist essenziell und bedarf einer regelmäßigen Überprüfung – nur wenn eine klare Ausgangslage geschaffen wurde, lassen sich die nächsten Schritte wirkungsvoll und effektiv gestalten. 

An dieser Stelle widmen wir uns der zweiten Stufe unseres Modells, in der eine fokussierte Analyse der aktuellen Situation im Unternehmen erarbeitet wird. Dieser Schritt überführt das bisher generierte Wissen in den spezifischen Kontext der Organisation und schlägt die Brücke zwischen dem übergreifenden Orientierungsrahmen der Nachhaltigkeitsanalyse und der spezifischen Umsetzung. 

Nachhaltigkeitsaspekte identifizieren 

Zunächst geht es darum, die zentralen Aspekte von Nachhaltigkeit im Unternehmen zu erkennen – also jene Faktoren, die maßgeblich zur Nachhaltigkeit beitragen oder sie beeinträchtigen. Dazu führen wir eine vereinfachte Wesentlichkeitsanalyse durch, ein bewährtes – aber hier vereinfachtes – Instrument im Nachhaltigkeitsmanagement. Trotz einer Vereinfachung empfehlen wir sowohl eine Inside-Out als auch eine Outside-In Betrachtung durchzuführen. Diese Vorgehensweise hilft, die wichtigsten Themenfelder je nach Unternehmenskontext wie Energieverbrauch, Ressourcenmanagement, Lieferkettensorgfalt oder Produktlebenszyklen, Risiken z.B. durch den Klimawandel oder verändertes Kundenverhalten schnell einzugrenzen. Wir erleben bei Kunden oft, dass das vollständige Reporting zur Nachhaltigkeit im Vordergrund steht. Durch die Fokussierung auf Vollständigkeit geht der Blick auf die wesentlichen Einflussfaktoren und damit auf die Effektivität zukünftiger Maßnahmen verloren. Deshalb dient unsere Vorgehensweise in der Analyse als wichtige Orientierungshilfe, ohne zu tief in Details abzutauchen. 

Nachhaltigkeitsaspekte beschreiben 

In der detaillierten Beschreibung der identifizierten Nachhaltigkeitsaspekte wird analysiert, wie sich die einzelnen Aspekte konkret zusammensetzen, in welchen Unternehmensbereichen sie relevante Auswirkungen entfalten und welche Stakeholder davon betroffen sind – intern (z.B. Mitarbeitende, Management) ebenso wie extern (z.B. Lieferanten, Kunden, Gesellschaft).  
Ein praktisches Beispiel können Dienstreisen sein, sofern die damit verbundenen Emissionen im Vergleich zu anderen Emissionsquellen als wesentlich identifiziert wurden. In diesem Fall ist darzulegen, wie sich die reisebedingten Emissionen zusammensetzen. Es gilt, die Anteile von Flugreisen, Autofahrten und Zugreisen zu ermitteln sowie die zeitlichen Entwicklungen in diesem Bereich zu analysieren und besser zu verstehen. 

Nachhaltigkeitsaspekte bewerten 

Im abschließenden Schritt erfolgt die systematische Bewertung der identifizierten Faktoren hinsichtlich ihrer Relevanz und ihres potenziellen Einflusses auf die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Dabei geht es um Fragen wie: 

  • Wie stark sind die Faktoren mit der Unternehmenspraxis verknüpft?  
  • Wie bedrohlich sind z.B. mögliche Emissionsreduktionen für das Unternehmen? 
  • Welche unternehmerischen Chancen können sich bei nachhaltigerem Handeln ergeben, z.B. Erschließung neuer Kundengruppen? 

Diese Wertung entscheidet, welche Faktoren für das Unternehmen im Zentrum der strategischen Ausrichtung zu mehr Nachhaltigkeit stehen sollen, und erleichtert die weitere Bearbeitung.  

Fazit 

Der zweite Schritt unserer Methodik ist ein zentraler Schritt in der strategischen Nachhaltigkeitsplanung. Sie sorgt dafür, dass nicht die Vollständigkeit, sondern die Wirksamkeit im Fokus steht: Indem sie die relevanten Nachhaltigkeitsthemen Ihrer Organisation systematisch identifiziert, analysiert und bewertet, schafft sie eine Grundlage für die spätere Entwicklung von belastbaren Handlungsoptionen zu mehr Nachhaltigkeit. 

Ausblick Schritt 3: Optionsentwicklung 

Im nächsten Teil der Serie widmen wir uns dem dritten Schritt unserer Methodik, in dem konkrete Handlungsoptionen für die Zukunft entwickelt werden. Dies geschieht mit dem Ziel, in einem abschließenden Schritt eine fundierte Entscheidung über die angemessene Veränderungstiefe im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu treffen. 

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