Kontakt
logo

26. Juni 25

Nachhaltigkeit strategisch verankern – Schritt 1 von 4: Die Orientierungsphase

Im ersten Teil unserer Blogreihe haben wir aufgezeigt, wie wichtig ein systemischer und strategisch fundierter Zugang zur Nachhaltigkeit ist – und dass es unterschiedliche Veränderungstiefen gibt, mit denen Unternehmen Nachhaltigkeit verankern können. Dabei wurde deutlich: Der Einstieg gelingt nur, wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis davon entwickeln, was Nachhaltigkeit für ihre Organisation bedeutet. Genau hier setzt Schritt 1 unseres strukturierten Vorgehens an.  

Orientierung schaffen 

Nachhaltigkeit ist in allen Strategiediskussionen der Elefant im Raum, zu dem sich alle Beteiligten positionieren müssen. Dies ist eine gute Gelegenheit, die gewollte Ausrichtung des Unternehmens zu überprüfen und vielleicht neu zu kalibrieren. Orientierung in diesem Sinne bedeutet nicht, ein Zielbild vorzugeben oder Entscheidungen vorwegzunehmen. Im Sinne einer nachhaltig wirksamen Strategie geht es vielmehr darum, eine gemeinsame Grundlage zu schaffen – für das, was folgen kann. Der erste Schritt eröffnet deshalb einen Klärungsraum: Warum beschäftigen wir uns gerade jetzt mit Nachhaltigkeit? Welche Entwicklungen, Chancen oder Risiken sind für unsere Organisation von Bedeutung? Und mit welcher Haltung begegnen wir dem Thema? 

Dabei steht (noch) nicht die Festlegung auf ein konkretes Ambitionsniveau im Vordergrund. Organisationen haben unterschiedliche Ausgangslagen, strategische Prioritäten und Ressourcen. Deshalb sind auch verschiedene Wege unternehmerisch denkbar – von der Erfüllung regulatorischer Mindestanforderungen (Transparenz) bis hin zur umfassenden Neuausrichtung (Transformation) entlang nachhaltiger Prinzipien. Entscheidend ist, dass die gewählte Richtung bewusst gewählt wird – und nicht das Ergebnis zufälliger Einzelinitiativen, einseitiger Reaktionen auf externe Erwartungskonstellationen oder unvollständiger Analysen ist. 

Daher zielt Schritt 1 - die Orientierungsphase - darauf ab, die verschiedenen Wissensstände, Bilder und Vorstellungen von Nachhaltigkeit, die in einzelnen Unternehmensbereichen, Führungskreisen und im oberen Management existieren, sichtbar zu machen und zu vergemeinschaften. Es geht darum, die unterschiedlichen Ansichten der Teilnehmenden zu erfassen und zu verstehen, wie diese die strategischen Bestrebungen des Managements beeinflussen. Indem diese unterschiedlichen Perspektiven zusammengeführt werden, entsteht eine gemeinsame Basis, die als Ausgangspunkt für alle weiteren Überlegungen und Entscheidungen dient.  

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Auseinandersetzung mit den Erwartungen und Vorstellungen verschiedener externer Stakeholder vom Kunden bis hin zu den Anteilseignern. Hierbei geht es weniger um quantitative Analysen, sondern um das qualitative Verständnis der unterschiedlichen Meinungen und Erwartungen, die von internen und externen Interessengruppen an das Unternehmen herangetragen werden.  

Darüber hinaus wird beleuchtet, wie Nachhaltigkeit aktuell im Unternehmen verortet ist. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Erfassung von harten Fakten, sondern Besprechung bestehender Aktivitäten des Managements im Bereich Nachhaltigkeit. Die Teilnehmenden setzen sich mit der Frage auseinander, welche Rolle Nachhaltigkeit bislang in der Unternehmensstrategie spielt und welche Ziele das Management in diesem Bereich verfolgt. Diese Reflexion trägt dazu bei, die aktuelle Lage besser zu verstehen und eine klare Ausrichtung für zukünftige Schritte zu entwickeln.  

Optional kann es auch erforderlich sein, im Führungskreis ein gemeinsames Verständnis über die aktuellen Entwicklungen rund um Reportingverpflichtungen und Markttrends vertieft zu erarbeiten. Wir beobachten gerade in der aktuellen Situation bei vielen Kunden eine zunehmende Delegation der Verantwortung für Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit auf die dafür gegründeten Stabsstellen und eine abnehmende Verantwortungsübernahme durch die Führungsteams. Die Komplexität und hohe Veränderungsgeschwindigkeit in Kombination mit gegenläufigen Tendenzen zu mehr oder weniger Nachhaltigkeit erfordern gerade jetzt eine strategische Orientierung für das gesamte Unternehmen. 

Fazit 

Die Orientierungsphase ist mehr als nur ein Einstieg – sie schafft die Voraussetzung für alle weiteren Schritte. Klarheit über Bedeutung, Zielbild und Erwartungshorizonte zum Thema Nachhaltigkeit gibt den Orientierungsrahmen für die nächste Phase der Nachhaltigkeitsstrategie: die Analyse des Status quo.  

Schritt 2 - Status Quo Erhebung 

Wie wichtig mehr Transparenz zu den bisherigen Erfolgen und Einflussfaktoren der Nachhaltigkeitsbestrebungen ist, erfahren Sie in unserem nächsten Blogbeitrag. Im nächsten Artikel dieser Reihe zeigen wir, wie Unternehmen ihre aktuelle Position im Hinblick auf Nachhaltigkeit erfassen und bewerten können – als zweiter Schritt auf dem Weg zu einer tragfähigen und wirksamen Strategie. 

Mehr zum Thema

  • 25. März 25 ─ Lesezeit: 3 Min.
    Dr. Thomas Neuber
    Gina Rüther

    Wirksamkeit von Nachhaltigkeitsstrategien – Zeit für einen Boxenstopp!?

    Viele Unternehmen – ob groß oder klein – haben in den vergangenen Jahren eigene…

  • 23. Mai 23 ─ Lesezeit: 4 Min.
    Dr. Torsten Schmid
    Caroline Kling

    Ecosystem Fitness: Business Ökosysteme als Frage des Organisationsdesigns

    “An organ cannot prosper in a dying body”. Mit diesen Worten mahnte der Managementvordenker Peter…

  • 14. Mai 24 ─ Lesezeit: 3 Min.
    Prof. Dr. Thomas Schumacher

    Die Entsorgung der Zukunft - Strategie- und Organisationsdesignentwicklung bei der FES

    Autor*innen: Alexandra Chmielewski, Svenja Hoffmann, Thomas Schumacher Um sich geschäftlich breiter…

  • 26. März 24 ─ Lesezeit: 4 Min.
    Udo Kronshage
    Dr. Thomas Neuber
    Dr. Bernd Rolinck
    Gina Rüther

    Nachhaltigkeitsstrategie: "Wollen oder müssen?"

    Ausgelöst durch die aktuelle Diskussion rund um die ESG-Reporting-Verpflichtungen stellen sich viele…