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20. Mai 16

osb @ re:publica TEИ

Drei osb-i Beraterinnen und Berater haben Anfang Mai drei Tage auf Europas größter Konferenz zu Internet und Society verbracht. Genau genommen Reinhart Nagel, Nina Haas und Jan Poczynek.

Die re:publica ist einer der weltweit wichtigsten Events zu den Themen der digitalen Gesellschaft und Internet. Sie ist als Konferenz mittlerweile hoch relevant und in Europa thematisch führend.

Gestartet im Jahr 2007 als Blogger-Konferenz hat sie sich bis heute zu einer "Gesellschaftskonferenz" mit über 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 770 Speakern entwickelt. In unglaublichen 500 Stunden Programm auf 17 Stages an 3 Tagen vermitteln Vertreterinnen und Vertreter der digitalen Gesellschaft Wissen und Handlungskompetenz und diskutieren die Weiterentwicklung der Wissensgesellschaft. Sie vernetzen sich mit einem heterogenen Mix aus Aktivistinnen, Aktivisten, Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern, Hackerinnen, Hackern, Unternehmern, NGOs, Journalistinnen, Journalisten, Bloggerinnen, Bloggern sowie Social Media- und Marketing-Expertinnen und - Experten.

Nina Haas: Für mich war die re:publica eine sehr abwechslungsreiche Ergänzung meiner intensiven Beschäftigung mit den aktuellen Entwicklungen rund um die digitale Transformation. In sehr komprimierter Form wird das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven – wir haben Techies, Blogger, Philosophen und Manager gehört – beleuchtet und diskutiert.

 

Meine persönlichen Highlights waren die Speech des Cambridge-Philosophie-Professors Luciano Floridi zur ´"Vierten Revolution" mit anschließender Live-Zuschaltung von Edward Snowden, sowie die vertieften Einsichten in die "Blockchain-Technologie". Die Technologie hinter Bitcoin hat jedenfalls das Potenzial einer der relevanten "Game-Changer" zu werden. Die hinter Blockchain liegenden Protokolle und Algorithmen ermöglichen eine "Dezentralisierung von Vertrauen" und eröffnen damit weitgehende Möglichkeiten für "peer-to-peer"-Transaktionen, für "money without banks, companies without managers und sogar gouvernments without politicians".

Reinhart Nagel: Ich war das erste Mal auf der re:publica und wurde mit vielen Impulsen angeregt. Besonders irritiert wurde ich von einem Impuls von Prof. Gigerenzer, der das Bild einer Verhaltens- und Gesellschaftssteuerung der Zukunft an die Wand warf. Das nun in China umgesetzte Konzept eines Citizen Scores gibt uns eine erste Vorstellung davon, wie eine künftige digitale Gesellschaft ausschauen könnte.

Chinas Regierung baut schon heute mithilfe einheimi­scher Internetkonzerne ein Einwohner­-Bewer­tungs­-System auf. Daten aus Sozialen Netzwer­ken sollen mit solchen über Kauf­- und Zah­lungsverhalten kombiniert werden. Am Ende steht eine öffentlich einsehbare Punktzahl, der »Citizen Score«. Er kann einen Wert zwischen 350 und 950 annehmen. Für Stellen-­ oder Kre­ditvergaben soll er ebenso herangezogen werden wie bei Visa-Anträgen. Aus digitalen Indizien wird auf bürgerliches Wohlverhalten geschlossen. Und der Algorithmus entscheidet über reale Vor­- und Nachteile für die Beurteilten. Wem sein Score lieb ist, der wird nicht über das Tiananmen­ Massaker twittern. 2020 soll dieses System ver­pflichtend werden. Dann wird jeder (Chinese) im Bewusstsein leben, dass der eigene Score auch von der Performance der eigenen Freunde und Verwandten beeinflusst wird. Konformität durch Bevormundung, Überwachung, soziale Kontrolle, Sippenhaft.

Für Gigerenzer ist es Zeit für eine neue Aufklärung, die in einer Demokratie basierend auf digitaler Selbstbestimmung mündet. Das erfordert demokratische Technologien: Informationssysteme, die mit den demokratischen Prinzipien vereinbar sind – andernfalls werden sie unsere Gesellschaft zerstören.

 

 

 

Es wurde viel gesagt, geschrieben und gebloggt – hier ein Auszug unserer Lieblings-Beiträge:

 

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