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23. Februar 21

EdTech in der Mitarbeitenden- und Führungsentwicklung

("Nachdem wir alle agil geworden sind, können wir endlich EdTech ...")

Ein Stichwort beschäftigt uns im Rahmen von Führungsentwicklung seit einiger Zeit immer intensiver: EdTech - Educational Technology

Mehrere Disziplinen wirken hier zusammen, um Lernen, Personal- und Führungsentwicklung auf virtueller Ebene zu ermöglichen: Lernpsychologie, Pädagogik, Soziologie, Kommunikationstheorie und als Haupttreiber für die rasanten Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit die technischen Möglichkeiten der Virtualisierung aller Arten von Kommunikation und Zusammenarbeit.

In unserer Jahresanfangsklausur konnten wir uns mit Anja Schmitz von der Hochschule Pforzheim und Jan Foelsing mit seinem Learning Development Institute über deren zukunftsorientierter Sicht der Thematik auseinandersetzen.

Eine Fülle von neuen Angeboten kursieren in den einschlägigen Netzwerken und bauen jeweils auf bestimmten Lernphilosophien auf, welche auch die zu erwartende Wirksamkeit entsprechend prägen (z.B. sunlight.is, evoach.me, skimio.com). Von der Idee des selbstorganisierten Lernens, in dem Entwicklungswillige in einer vielfältigen Lernumgebung ihre maßgeschneiderten Angebote nützen bis hin zum Collaborative Learning, in dem Wissen mit anderen angeeignet, geteilt und diskutiert wird, gibt es ein breites Spektrum an Ansätzen.

Klassische Formate mit Learning Management Systemen (LMS) machen dabei neueren Learning Spaces Platz, die weniger auf Konsumation ausgerichtet sind, sondern stärker bedürfnisorientiert, an spontanen Erfordernissen und selbstgesteuert funktionieren. Jeder Mensch hat seinen eigenen Lernrhythmus und seine eigenen effektivsten Lernzeiten: Daher müssen z.B. ergänzend zu "synchronen" Angeboten "asynchrone" Formate angeboten werden, bei denen Lernende selbst wählen, wann, was und auf welche Weise eine Aneignung die besten Aussichten auf Erfolg hat. Je nachdem werden Artikel, Videos, Podcasts oder themenbezogene Meet-ups oder Diskussionsforen angeboten und vermittelt.

Anja Schmitz und Jan Foelsing sprechen in diesem Zusammenhang von der zukünftigen Notwendigkeit von "iLEPs" - "integrierten Learning Ecosystem Platforms". Der Begriff Ökosystem weist darauf hin, dass alle Dimensionen eines relevanten Lernraumes (Inhalte, soziale Umgebung, Arbeitsaufgaben, etc.) einbezogen und angesprochen werden müssen.

Zunehmend wird inzwischen auch auf Algorithmen Künstlicher Intelligenz gesetzt, sodass die Learning Management Systeme z.B. die jeweils bevorzugten Lernmedien erkennen und entsprechende Vorschläge zu den individuell besten Lernzeiten einspielen.

Eine spannende Erkenntnis aus dem Diskurs mit den beiden Expert*innen war für uns auch, dass jüngste Forschungen zeigen, dass eine zu komplexe Lernumgebung zu Lernresignation führt und weniger genützt wird (Choice overload), als wenn vorausgewählte Hacks, die Lern- und Entwicklungsschritte vorstrukturieren und in verdaulichen Portionen anbieten.

Insgesamt fällt uns auf, dass in diesem gesamten Thema sehr viel Wert auf die individuelle Entwicklung gelegt wird, die dann auch dem Unternehmen nützen soll. Wenig beachtet aber wird das Lernen als Unternehmen im Sinne von Entwicklung der Kollegenschaft von Führungskräften, die miteinander lernen, erkennen und schließlich entscheiden können, was das Unternehmen benötigt, um für die Zukunftsfähigkeit zu sorgen. Wie diese zentrale Dimension organisationalen Lernens mit den vielversprechenden EdTech-Ansätzen verknüpft werden kann, werden wir in die weiteren Entwicklungen besonders einbringen.

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