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21. Juni 16

Agile Tool, Agile Haltung und Agile Transformation

Let's get Agile!

Agile Tools und Konzepte sind in allen Internet-Start-ups der Standard und auch in vielen Großunternehmen inzwischen en vogue. Doch hier entsteht nach einer ersten Euphorie manchmal große Ernüchterung. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Agilität? Und was heißt dies für die Implementierung agiler Methoden?

Agilität als Antwort auf zunehmende Umweltdynamik

Laut Duden steht Agilität für Gewandtheit, Vitalität, Wendigkeit und genau dies sind die Eigenschaften, die sich Unternehmerinnen und Unternehmer, Managerinnen und Manager heute in Zeiten hochdynamischer Märkte immer häufiger für ihr Unternehmen, ihre Teams oder den individuellen Mitarbeiter wünschen.

Grundidee der agilen Haltung und Tools ist die Fähigkeit, in sogenannten VUKA Welten (Umfelder mit hoher Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität) nicht mit noch mehr Planung, Analyse und Information, sondern mit effektiven Feedback- und Experimentierzyklen zu antworten. Egal um welches Einsatzfeld von "Agile" es sich handelt, es geht immer um eine schnelle und gute Wahrnehmung von Änderungen, rasche und gute Entscheidungen sowie ein wirksames und angemessenes Handeln. Also eigentlich um traditionelle Elemente guter Führung, allerdings aufgrund der Umfelddynamik mit einem hohen Maß an Selbstverantwortung und Selbststeuerung bei Teams und dem einzelnen Mitarbeiter.

Agiles Projektmanagement und KANBAN Boards

Agilität ist immer dann gefragt, wenn traditionelle Planung nicht mehr weiterhilft. Viele Internet-Start-ups mit denen ich zu tun habe, kennen und nutzen daher bei der Bearbeitung ihrer Software-Produkte, aber auch ganzer Geschäftsmodelle, anstelle klassischer Projektmanagement-Methoden und Tools eher eine agile Projektmanagement-Methodik (z.B. SCRUM). Und auch immer mehr große und etablierte Unternehmen, für die ich als Berater arbeite, experimentieren inzwischen in der Softwareentwicklung, aber auch in klassischen Produktentwicklungsbereichen mit agilen Konzepten. Dabei geht es häufig primär um die Einführung konkreter agiler Prozesse und Werkzeuge.

Einen Einstieg in die Methode finden viele meiner Kunden (auch in entwicklungsfremden Bereichen wie Produktion, HR, etc.) hierbei über das sogenannte "KANBAN Board". Diese Wandtafel mit Post-Its dient als gemeinsame Übersicht zur Priorisierung und Koordination aller Teamaktivitäten in agilen Projekten. Hiervor versammeln sich regelmäßig Projektteams und besprechen die gerade erledigten und als nächstes geplanten Aufgaben jedes einzelnen Teammitglieds - gemeinsam im Team.

Agile Tools, Agile Haltung und Agile Transformation

Und hier beginnt es oft schwierig zu werden: Gibt es weiterhin einen klassischen Projektleiter als Gesamtverantwortlichen oder eine hierarchische Führungskraft, so kann die entstehende Transparenz schnell als Überwachung und nicht als nützliche Informations- und Abstimmungsunterstützung empfunden werden. An diesem Punkt scheitern viele agile Transformationsprojekte gerade in Großunternehmen, wenn mit zu viel Euphorie und ohne klares Zielbild versucht wird, agile Prozesse oder Tools zu etablieren, ohne Aspekte wie z.B. hieraus notwendige Veränderungen am Führungssystem oder die Passung zur aktuellen Unternehmenskultur im Blick zu haben.

Agilität erfordert eine Haltung und Kultur, die Werte wie Transparenz, Kollaboration, intensive Kommunikation, Selbst-Organisation und Exploration/ Experimentieren begrüßt und aktiv fördert. Diese Werte sind in heutigen VUKA Umwelten nützlich und hilfreich, brauchen aber in bisher anders gelebten Unternehmenskulturen genug Zeit und selbst eine Art iteratives Vorgehen, um sich gut in klassisch-hierarchischen Organisationen auszubreiten. Eine professionelle Begleitung ist hierbei nützlich und kann einzelnen Führungskräften, Teams aber auch auf Gesamtunternehmensebene helfen, Fragen wie Inhalte, Schrittfolge, Geschwindigkeit und soziale Dynamik agiler Transformationsprozesse über reine Tooleinführungen hinaus systematisch und wirksam zu gestalten, ohne gleich ein Internet-Start-up werden zu müssen.

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